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Mein Krebs, der Frosch

Ich gestehe es gleich: Froschlurch, Kröte und Co. haben es nie unter die Top Ten meiner Haustier-Wunschliste geschafft. Während meine Brüder bei Überraschungsfunden aus der Kategorie „schleimige Dinge, die man in der Hand halten kann“ amüsiert durch den Garten hüpften, empfand ich panischen Ekel, sobald so ein Tierchen vor meinen Füßen auftauchte – oder mir im lustigen Geschwisterstreich an den Hals flog. In der Hinsicht habe ich leider jedes Prinzessinnen-Klischee erfüllt: Allein die Vorstellung, diesen kleinen Schleimer in die Hand zu nehmen – geschweige denn zu küssen –danke, da konnte mir jeder Prinz gestohlen bleiben.


Annähern ist das neue Weglaufen Schreiend davonlaufen, das lernt man im Laufe des Erwachsenwerdens, eignet sich irgendwann nicht mehr so prima als Lösung. Es gibt Situationen und Begegnungen, die einem extrem unangenehm sind, die sich aber nun mal nicht abschütteln lassen. Etwas, das sich unbemerkt von hinten anschleicht und dir dann in den Nacken springt. Als Kind waren das Frösche bei mir, als erwachsene Frau der Krebs.

Da hätte ich schon gerne gesagt: „Hör mal, Freundchen, du machst dich jetzt mal zackig vom Acker.“ Der Gute ging aber nicht einfach so weg. Ich konnte dieses abstrus abscheuliche Etwas ja nicht einmal greifen. Um zu begreifen, was da in meinem Leben passiert, musste ich die Strategie wechseln. Wenn weglaufen nicht funktioniert, wie wär’s dann mit annähern? Ich beschloss, mich intensiv mit dem Leben eines Frosches auseinanderzusetzen und entdeckte erstaunliche Parallelen zum Krebs, diesem lästigen Typ, der mein neuer Lebensabschnittspartner war.

Die Erfroschung der Welt

Es gibt tatsächlich ein Buch, das die Kulturgeschichte des Frosches aufarbeitet und - kein Witz – es wurde von einem Prof. Hüppauf (!) geschrieben: Vom Frosch ist eine gigantische Materialsammlung, die zeigt, dass man dem kleinen Hüpper in allen Kulturen und zu allen Zeiten mächtig Bedeutung beigemessen hat. Meistens, das muss man allerdings einräumen, kommt der Frosch nicht sonderlich gut davon. Besonders in der christlichen Tradition, d.h. in unserer abendländischen Kultur der letzten zwei Jahrtausende, wird das Tierchen als Repräsentant des Bösen, Niedrigen und Bedrohlichen geradezu verteufelt. Warum ist das so?

Metamorphose ist kein Märchen

Betrachtet man den gesamten Lebenszyklus eines Froschlurches, dann gibt es da eine Besonderheit: Die Fähigkeit der kompletten Verwandlung vom Leich über die Kaulquappe im Wasser bis zum fertigen Frosch, der an Land lebt. In diesen drei Entwicklungsstadien haben z.B. die Kelten Parallelen zu den Lebensphasen des Menschen gezogen: Wachstum, Fruchtbarkeit und Vergänglichkeit. Der Mythos vom Frosch als Fruchtbarkeitssymbol war geboren und hat in unseren Märchen überlebt. Ja, er hat sich sogar - trotz sinnlichkeitsfeindlichem Christen-Gequake - als Glücks- und Gesundheitsbringer durchgesetzt. Allerdings – und das ist die Crux- nicht ohne den notwendigen Wandel. Der Frosch ist sozusagen King of Veränderung. Er wechselt sowohl das Element, in dem er lebt als auch seine Gestalt.

Verwandlung als Lebenskraft-Generator

Jetzt war ich mit meinen Erfroschungen am entscheidenden Punkt angekommen. Was wenn mein Krebs ein verwunschener Frosch wäre und mit mir den lebensnotwendigen Prozess der Verwandlung durchmachte? Und was, wenn ich eine Prinzessin wäre und diesen Frosch durch ein Zeichen der Wertschätzung zurückverwandeln könnte? Ich blickte in den Spiegel: Mein bleiches, haarloses Gesicht war heiß und rund vom Kortison und meine Bäckchen aufgebläht wie ein australischer Ochsenfrosch. Come on! Ich musste daran glauben. Ich musste mir glauben. Ich wollte einfach so sehr, dass sich dieser schmerzverzerrte, entstellte Körper verwandelt. Und da wurde mir klar: Ich befinde mich in einem Kaulquappen-Frosch-mäßigen Wandlungsprozess. Ja, mit dem Gedanken einer Metamorphose konnte ich mich anfreunden. Ich begann diese nackte Wahrheit zu lieben.

Nach(t)gedanke: Egal was passiert, bleib in Bewegung!

Kennst du die Parabel von den zwei Fröschen, die in einen Bottich Sahne fallen? Der eine schreit: Hilfe, ich ertrinke! Und ertrinkt. Der andere fängt an zu strampeln und überlebt, weil durch die heftige Strampelei die Sahne zu Butter geschlagen wird.

Egal, was passiert: Immer schön in Bewegung bleiben! Das wussten auch schon die alten Inder. In der Tradition des Kundalini-Yoga und seiner Lehre von den Energiezentren verortet man im Sakralchakra die schöpferische Qualität der Lebensfreude: Sexualität auf körperlicher und Kreativität auf geistiger Ebene. Es gibt hier eine sehr effektive Übung um Blockaden zu lösen: sowohl auf physischer Ebene wie im Rücken und im Becken als auch bei kreativen Prozessen wie dem Schreiben. Menschen beim Ausführen dieser einfachen Bewegungsabfolge zu beobachten, sieht schon sehr lustig aus. Hier geht’s zu den Videos:

Wünsch dir was, sprach der Frosch und verwandelte mich in eine Prinzessin.

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